And the Winner is…

Portugal! Parabéns a Vitória. Sie haben es tatsächlich geschafft und den großen Favoriten Frankreich im eigenen Land geschlagen. Der erste Titel für die Portugiesen bei einer EM oder WM. Und das, obwohl sie in der Gruppenphase gerade einmal dritter wurden und bis zum Finale auch nur ein Spiel in 90 Minuten für sich gewinnen konnten. Minimalisten also!

Die Final-Niederlage kam für die Gastgeber ein wenig überraschend. Sie konnten, im Gegensatz zu Portugal, ohne verletzte Spieler ins Endspiel gehen. Alles war bereit, dem Land nach all den Schicksalsschlägen, die Frankreich dieses Jahr erlitten hatte, wieder etwas zu feiern zu geben. Sogar der Mannschafts-Party-Bus für die Fahrt auf der Champs-Elysée wurde schon mit der Aufschrift „Champions d’Europe“ bedruckt. Nicht dass dieser Bus „versteckt“ geparkt wurde, er fuhr vor dem Spiel schon über die Landstraße nach Paris. Ein klassischer Fall von ‚“zu früh gefreut“. Jetzt kommt zur Niederlage im EM-Finale auch noch die Häme hinzu. Passend war dann ja auch noch die „Motten-Invasion“ vor und während des Spiels. Man wollte das Stadion vorher schon komplett beleuchtet lassen, um für mehr Sicherheit zu sorgen. Hat ja super geklappt, zumindestens waren die Motten sicher im Stadion… Es sollte an diesem Tag einfach nicht gut laufen für Frankreich.

Shooting Star des Tuniers

Da habe ich ja gar nicht mal so schlecht mit meiner Prognose gelegen. Von meinen fünf genannten Shooting-Stars hat Renato Sanches das Rennen als bester EM-Nachwuchsspieler gemacht. Glückwunsch! Ok, wer schon für 35 Millionen Euro Ablöse zu den Bayern wechselt, der sollte schon mehr als nur „gut Fußball“ spielen können. Doch dass er sich im eigenen Team gegen Ronaldo durchsetzen würde, Respekt. Jüngster Europameister mit 18 Jahren und 328 Tagen, jüngster Spieler der je in einem EM-Finale auf dem Platz stand, keine so schlechte Vita. Zweimal wurde er von der UEFA zum „Man of the Match“ gewählt, ich würde sagen: Verdienter Titel für ihn!

Und sonst?

War das nun eine Europameisterschaft der Nationalmannschaften oder eher eine Europameisterschaft der Fans? Also für mich war es ein Fußballfest der Fans. Ohne die positiv „verrückten“ Fans aus Island, Irland, Nordirland oder Wales mit ihren ausgefallenen Gesängen oder Kostümen wäre es eine total langweilige EM gewesen. Nichts mit Überfall-Fußball, überragende Spielszenen oder Super-Tore. Die Mannschaften haben sich abwartend begutachtet, wie man am besten irgendwann Richtung Tor kommt. Und wenn zwei Mannschaften so spielen, dann ist das für Zuschauer im Stadion und vor dem Fernseher nicht sehenswert. Doch lag es wirklich an dem aufgeblähten Modus mit 24 Mannschaften? Zumindest bei den Top-Spielern konnte man sehen, dass sie am Rande der Belastbarkeit angelangt waren. Vorbereitung in der Meisterschaft, die Meisterschaft selber, Pokalspiele und die Qualifikationen waren dann mal schnell 60-70 Spiele. War das der Grund, warum die Top-Spieler max. noch Kraft für ein Spiel, wenn überhaupt, hatten? Sie waren meistens ein Schatten ihrer selbst.

Eigentlich habe ich bei solchen Turnieren kaum ein Spiel verpaßt, zum Verdruss meiner Frau, aber dieses mal war es anders. Bei diesem Turnier habe ich fast nur „ausgesuchte“, von mir als „Top-Spiele gedachte“ Spiele, angesehen. Und selbst da wurde ich oft enttäuscht. Spanien, Deutschland und Frankreich waren bisher immer Garanten für schönen, sehenswerten Fußball, aber auch sie haben sich leider dem defensiven Spiel der anderen angepaßt.
Hast Du das auch so gesehen?

Mit Schrecken denke ich an die nächste EM 2020, die international ausgetragen wird. 13 Städte in 13 Ländern, quer durch Europa, Entfernungen von über 4000 km, wie soll da erst Stimmung auf den Plätzen bzw. auf den Rängen aufkommen? Da können die Fans nicht mal eben von einem Spielort zum nächsten Reisen. Warten wir ab.

Nun ist die EM endgültig vorbei und die Fußball-Fans können sich bald auf eine, hoffentlich spannende, Bundesliga freuen.

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