Radeln unter Strom

„Sollen wir heute nicht mal wieder eine Radtour am Rhein entlang unternehmen?“ fragte mich meine Frau beim Frühstück. „Ich muß dann aber erst einmal die Räder aufladen“. Wie aufladen? Was meinte er nun schon wieder damit? Ich dachte, wir fahren mit dem Fahrrad direkt von zu Hause aus los, der Rhein ist doch direkt vor der Tür. Wieso will er mit dem Auto irgendwo hinfahren und von dort mit dem Rad losfahren? Früher hörte man höchstens mal: Ich muß erst noch mal die Reifen aufpumpen oder einen Reifen flicken, dann kann es los gehen. Jetzt aufladen!?
Mein Nachbar hat mich damals schon belächelt, als ich unsere zwei Pedelec’s aus dem Auto geholt habe. „Jetzt wirst Du auch noch zu faul zum Treten!“. Woher wußte ich, dass ich so einen Spruch zu hören bekomme, wenn ich mit den neuen Fahrrädern zu Hause ankomme. Nur dass ich seit zwei Jahren massive Probleme mit meinem Knie habe und auch schon dort operiert worden bin, das weiß er nicht. Aus diesem Grunde hatte ich mich entschlossen, meinen Knien etwas Entlastung zu gönnen. Neue E-Bikes!

Was ist überhaupt ein E-Bike/Pedelec?

Im Grunde genommen sind beides normale Fahrräder, halt nur mit einem Elektroantrieb. Du sitzt weiterhin auf dem Sattel, hast einen Lenker in der Hand und trittst auch normal in die Pedalen. Mit diesen Rädern kannst Du bei Bedarf (kleine Steigung oder Gegenwind) einen kleinen Elektromotor zuschalten. Auch das ist kein großes Hexenwerk: Einfach nur am Lenker einen Schalter schieben, drehen oder drücken und schon hilft Dir der kleine Elektromotor beim Treten. Keine Angst, es „zündet“ kein Turbo. Du merkst nur, dass Du leicht weiter Treten kannst und trotz Steigung ohne Problem die „Pyrenäen“ erklimmen kannst.
Ein Pedelec unterstützt Dich beim treten in die Pedalen. Trittst Du also nicht in die Pedalen, dann wird Dir der Elektromotor auch nicht helfen. Solange die Pedalunterstützung bis 25 km/h erfolgt, ist dein Bike ein Fahrrad und ist nicht zulassungspflichtig.
Bei einem E-Bike kannst Du vom Start aus auf den Elektromotor zugreifen und mußt überhaupt nicht die Pedalen benutzen. Fährt Dein E-Bike jedoch so über 6 km/h, ist es zulassungspflichtig und Du brauchst dann eine Versicherung und ein kleines Kennzeichen. Diese „reinen“ E-Bikes werden jedoch selten angeboten.

Was man beachten sollte:

Jedes Jahr in Spanien eine Runde mit dem eigenen Fahrrad fahren, das ist mit dem eigenen Pedelec/E-Bike nicht ganz so leicht möglich. Viele Fluggesellschaften stufen den Akku des Fahrrades als Gefahrgut ein und transportieren ihn aus diesem Grunde dann nicht. Mal eben mit dem Pedelec/E-Bike zur Firma, für einen längeren Abschnitt den Bus oder die Bahn nehmen, da solltest Du aufpassen, wo Du aussteigen mußt. Denn „leicht“ ist Dein Pedelec/E-Bike wahrlich nicht! Ein paar Treppen mit 18-28 Kg auf den Schultern im Berufsverkehr sind nichts für jedermann. Und das Gewicht ist auch ein Problem, wenn Du Dein Pedelec/E-Bike z.B. auf dem Dachträger fürs Auto mitnehmen willst. Nicht jeder von uns hat Arme wie „Arnold“, auch wenn Du den Akku rausgenommen hast. Dann noch das Problem, dass die meisten Rahmen eines Pedelec/E-Bikes „dicker“ oder quadratisch sind und dann passen die Halterungen des Dachträgers nicht. Dazu kommt generell, dass man die Höchstgeschwindigkeit bei Dachträgern von max. 130 km/h nicht überschreiten sollte und vor allem bei Durchfahrten auf seine neue Höhe des Autos achten muß. Mit Rädern ist dein Auto gut einen Meter „höher“ geworden. Also nicht einfach mal in die Garage oder ins Parkhaus fahren. Vor der Anschaffung solltest Du mal gucken, wo Du Dein Bike nach dem Kauf abstellst, denn Du benötigst auch eine Steckdose zum Laden. Und wer will zum Laden 10 Meter Verlängerungskabel auslegen.

Für wen ist denn nun so ein E-Bike?

Diese Frage muß wohl jeder für sich selber beantworten. Die einen haben keine Lust gegen den Wind „anzukämpfen“, die anderen haben evtl. ein körperliches Handicap, den anderen geht es gesundheitlich nicht mehr so gut wie zu „Eddy-Merckx“ Zeiten. Alle bekommen, Dank eines kleinen zuschaltbaren Motors, ein neues Stück Freiheit! Dein Aktionsradius wird wieder größer und eine Tour mit Deinen Freunden ist auch wieder drin. Und alleine diese Gründe sind doch ausschlaggebend, oder? Trotz allen „Widrigkeiten“ kannst Du mit Freunden oder Familie eine Tour drehen, raus in die Natur, die Luft genießen. Solltest Du Schwierigkeiten haben, Deine Beine über ein Fahrrad zu „schwingen“, keine Angst, ganz viele Pedelec/E-Bikes haben einen tiefen Einstieg. Du brauchst Dich auch nicht in ein hautenges Spandex-Kostüm werfen, Funktionskleidung heißt für Dich jetzt: Jeans, Pulli, Rock oder Jacket. Damit hast Du auch den perfekten Ausgleich zum Büroalltag.

Reichweite einer Akkuladung:

Die meisten Fahrten mit Deinem Auto liegen in einem Umkreis von ca. 40 Km. Diese Strecke ist heutzutage mit nahezu jedem Pedelec machbar. Sogar Reichweiten von über 100 Km sind heutzutage, je nach Ausstattung, möglich. Unzählige Faktoren haben einen Einfluss auf die Reichweite, die Hauptrolle dabei spielen jedoch Akku, Gewicht und Strecke. Du kannst ja auch Dein Ladegerät mit auf „Tour“ nehmen und während einer Pause im Biergarten, bei Kaffee und Kuchen, den Akku laden. Hier im Rheinland gibt es schon jede Menge Möglichkeiten, sein Pedelec kostenlos während einer Rast zu laden. Wie bei jedem Akku solltest Du darauf achten, den Akku nicht komplett leer zu fahren! Nach jeder Fahrt einfach ans Ladegerät und Deiner nächsten Ausfahrt steht dann nichts mehr im Wege. Eine Ladung für Deinen Akku kostet Dich ca. 10-15 Cent, also auch vollkommen im Rahmen. Und sollte der Akku doch mal leer sein, kannst Du trotzdem noch ganz „normal“ weiter fahrradfahren. Die Motoren schalten bei nicht vorhandener Stromspannung auf Freilauf. Solange Du dann nicht einen Berg hoch fahren mußt, wirst Du den Unterschied zu einem „normalem“ Fahrrad kaum merken.

Auch bei Regen oder Schnee kannst Du mit Deinem Pedelec fahren. Der Akku ist sehr gut vor Feuchtigkeit geschützt, ebenso der Motor und die Steuerung. Und solange wir hier keine 70 Grad bekommen, macht die Hitze auch nichts. Du solltest trotzdem versuchen Dein Fahrrad nicht in der Sonne für Stunden abzustellen.

Dass Du beim Fahren mit einem Fahrrad/Pedelec oder E-Bike einen Helm aufziehen solltest, brauche ich wohl nicht zu erwähnen. Schütze Deinen Kopf und sei ein Vorbild für Kinder!

Falls Dich das Thema Pedelec/E-Bike interessiert, wende Dich doch vertrauensvoll an Deinen E-Bike Händler in der Nähe. Er wird Dir sicherlich gerne weiterhelfen, denn nicht jedes E-Bike ist gleich. Probiere bei ihm doch einfach mal eine Probefahrt!

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