Einer für Alle und Alle für einen!

Nun können wir uns noch drei Fußballspiele ansehen und dann wissen wir, wer die beste Mannschaft Europas ist. Vielleicht holt sogar Dein Team den Titel? Vielleicht ist Dein Team aber auch schon gescheitert? Diese Fußball-EM hatte bis jetzt so einige richtig große Überraschungen. Einige „Geheimfavoriten“ sind ja nicht mehr dabei, dafür sind so einige „kleine“ Fußball-Teams weit über sich hinaus gewachsen. Denn auch heute gilt noch: Neben Talent zählt immer Herz, Wille, Mut, Leidenschaft und Teamwork!

Die Unterschätzten – Die Underdogs

„25,26,33,34“, klingt fast wie die ersten vier Zahlen beim Lotto. Doch das sind die Platzierungen in der Weltrangliste von Nordirland, Wales, Island und der Republik Ireland. Wer hat vor der EM auch nur einen Cent auf diese Mannschaften gesetzt? Ich glaube niemand! Doch was haben uns diese Teams für eine Freude bereitet…

Es stimmt, uns wurden nicht die technischen Sahnestücke gezeigt, kein Tiki-Taka Spiel, aber dafür wurden wir mit Wille, Einsatz, Spielfreude und Mannschaftsleistung mehr als nur entschädigt. Bei diesen Mannschaften ging es nicht um einzelne Superstars, wenn sie denn überhaupt vorhanden waren, sondern um „Die Mannschaft/Das Team“. Trotz Rückstandes waren sie immer „eine Mannschaft“, spielten immer nach dem Motto: Einer für Alle und Alle für Einen! Die Spieler wurden nicht nur für gute Szenen vor dem gegnerischen Tor gefeiert, sie bekamen sofort Applaus wenn sie einem Ball hinterher gesprintet sind, der auch hätte ins Aus gehen können. Selbst einen Zweikampf, der an der gegnerischen Eckfahne gewonnen wurde, honorierten die Zuschauer mit lautem Applaus. Ein Hochgenuß für all diejenigen, die kein Rasenschach sehen wollten, sondern nur einfachen, ehrlichen Fußball. Diese fast „Nobody`s“ haben für ihr Land erreicht, was kaum einer zu Träumen gewagt hätte. Für drei von ihnen war im Achtelfinale Schluß, Island ist bei ihrer ersten Teilnahme einer EM sogar bis ins Viertelfinale vorgerückt. Der Wales-Coach Chris Coleman hat es auf den Punkt gebracht: „Geografisch sind wir klein, aber was die Leidenschaft angeht, sind wir ein Kontinent“.

Die Fans

Was haben die Fans dieser Mannschaften für ein Feuerwerk auf den Rängen abgebrannt. Und damit meine ich keine Bengalos! Was für eine Freude auf den Rängen, die sich auch auf ihre Mannschaft übertragen hat. Was für eine Party der Fans dieser Mannschaften vor den Spielen. Schlachtgesänge ohne Randale, feiern mit den gegnerischen Fans. So sollte ein Fußballfest sein! Wer von uns hat nicht noch den Song „Will Grigg`s on Fire“ von den Nordiren in den Ohren. Die Nordiren haben einen Spieler frenetisch gefeiert, der seinen Verein von der dritten in die zweite Liga geschossen hat, aber in diesem Turnier zu keinem Einsatz gekommen ist.
Die Iren feierten sogar mit der französische Polizei: „Stand up for the French Police“. Sie feierten in der Pariser Innenstadt einen älteren Mann auf seinem Balkon, der über dem grünen Fan-Meer, wie einst Caesar, mit kleinen Gesten alle zum Toben gebracht hat. Ging er wieder vom Balkon, wurde sein Weggang mit Buhrufen quittiert und sein Wiederkommen erneut frenetisch gefeiert. Süß war auch das Schlaflied, das die Irischen Fans in einer Straßenbahn für ein Baby gesungen haben.
Genau diese zwei Fangruppen bekommen nun eine Verdienstmedaille der Stadt Paris für ihren vorbildlichen Sportsgeist!
Die walisischen Fans haben aus jedem Spiel ihrer Mannschaft ein Volksfest in Rot veranstaltet. Und das vor, während und nach dem Spiel. Randale? Fehlanzeige!
Für mich müssten jedoch auch die Isländer eine Medaille bekommen. Sie sind die Europameister der Herzen! Ihr Wikinger-Ruf wird auch lange nach dieser EM noch in Erinnerung bleiben. Eine komplette Mannschaft baut sich vor ihren Fans im Stadion auf und bereitet mit ihnen eine Klatsch-Choreographie mit „Huh“-Schreien, HERRLICH! Sogar der zukünftige isländische Präsident hat sich mit dem blauen Nationaltrikot in die eigene Fankurve gestellt und sein Team lautstark angefeuert. Eine VIP-Karte und Champagner in der Loge hat er lächelnd abgelehnt.

Und was sagst Du zu dem isländischen Fernseh-Reporter, der sich seine Freude über die Siege seiner Mannschaft aus voller Inbrunst aus dem Leib geschrien hat? Ich fand ihn grandios, Gänsehautfieber Pur! Damit ist er jetzt schon in den Reporter-Olymp aufgestiegen!

 

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